Stand OKT24
Die Preise für unsere wichtigste Zutat – Kakao – sind in den letzten Monaten in historische Höhen angestiegen. Sie haben sich im Vergleich zum vergangenen Herbst 2023 vervielfacht. Dass die Kakaopreise an den Börsen Schwankungen unterliegen, ist nichts Neues – und mitunter ein Grund, weshalb wir direkt und langfristig mit unseren Partner:innen zusammenarbeiten. So können wir faire Kakaopreise und auch Stabilität generieren. Nebst unserem Minimalpreis ist auch der Börsenpreis Referenzpunkt bei Verhandlungen. Da dieser aktuell fast 3.5-4x höher ist als noch vor einem Jahr, hat er Auswirkungen auf das Kakao-Preisniveau in allen Ländern – und betrifft deshalb auch unsere Kakao-Partnerinnen und somit unsere Manufaktur und unsere Produkte.
Ungefähr 70% der weltweiten Kakaoproduktion stammt aus Ghana und Côte d’Ivoire. In diesen zwei Ländern (und anderen Regionen) wurden in den letzten Jahren aufgrund der Klimaveränderungen und Pflanzenkrankheiten starke Ernteeinbussen verzeichnet. Letztes Jahr wurden bis zu 50% Ernteausfälle erlitten. Dies hat zu einer globalen Kakao-Knappheit geführt, weshalb die Kakaoverarbeitende Industrie bereit war, sehr hohe Preise zu zahlen, um ihren Bedarf an Kakao decken zu können. Steigende Preise ziehen Spekulanten an den Börsen an und so hat sich der Preisanstieg nochmals verstärkt. Im April sind die Kakaopreise zwar wieder etwas gefallen, sie sind aber nach wie vor fast 3.5x so hoch wie Anfang 2023.
Die hohen Kakaopreise sind genau das, was wir bei Garçoa anstreben und bereits bezahlt haben – und was auch von verschiedenen Organisationen gefordert wurde. In vielen Ländern profitieren die Kakaoproduzent:innen direkt von den höheren Preisen. In gewissen Ländern kommen die höheren Kakao-Preise jedoch auf Grund politischer Strukturen nicht direkt den Farmen zugute oder führen zu neuen Schwierigkeiten. Ausserdem können die höheren Preise die gravierenden Ernteeinbussen in den stark betroffenen Gebieten nur zu Teilen ausgleichen.
Wir bei Garçoa arbeiten in langfristigen Partnerschaften transparent und so direkt wie möglich mit unseren Partner:innen in Peru, Indien, Guatemala, Uganda und Ghana zusammen. Unsere Preise für fermentierte und getrocknete Kakaobohnen liegen je nach Origin beim 1.5x bis 2x des lokalen Farm-gate Preises (der Preis, den die Produzent:innen erhalten). Das aktuell überall sehr hohe lokale Preisniveau liegt allerdings bei einem Vielfachen des vorherigen Preises – und bedeutet für uns, dass wir unsere Zahlungen an unsere Kakaopartner:innen ebenfalls erhöhen, um weiterhin über dem lokalen Preisniveau zu liegen.
Bis letzten Sommer bewegten sich die Kakaopreise an der Börse in London irgendwo zwischen 1'350 und 2'696 CHF pro Tonne. Aktuell (16-10-2024) liegt der Börsenpreis für getrocknete Kakaobohnen in London bei 6'517 CHF pro Tonne, und dies, nachdem er im Frühjahr ein historisches Hoch von ca. 11'200 CHF pro Tonne erreicht hatte. Wir zahlten im vergangenen Jahr je nach Herkunft und genauem Zeitpunkt zwischen 6'900 und 11'650 CHF pro Tonne.
Wir probieren die Preis-Schwankungen abzufedern und haben unter anderem seit längerem schon einen Minimalpreis definiert, den wir allen Kakaopartner:innen bezahlen. Ob sich das weltweit hohe Preisniveau halten wird, können wir schlecht abschätzen. Aber: Die Nachfrage nach Kakao ist nicht rückläufig, die Unbeständigkeit des Klimas wird die Farmen weiterhin vor Probleme stellen und in absehbarer Zeit ist keine Erhöhung des Kakao-Angebots in Sicht. Es ist also zu erwarten, dass sich die Preise auf einem hohen Niveau stabilisieren werden. Deshalb erhöhen wir die Preise für unsere Produkte per 1. Oktober 2024 – allerdings nur grad so, dass die höheren Rohstoffpreise gedeckt sind.
Wir hatten im September 2024 Besuch von Erick Ac, dem Bewirtschafter der Finca Ana Maria. Hier ein paar Einblicke zur Situation in Guatemala.
(Börsenpreis London zum Zeitpunkt des Gesprächs bei 6.90 US-Dollar pro kg getrocknete Kakaobohnen.)
Fränzi: Wie ist die Preissituation aktuell bei euch in der Region Lachua in Guatemala?
Erick: Alle wollen Kakaobohnen kaufen und es hat einfach keine… Die Region war dieses Jahr von einer sehr starken Dürre betroffen, dadurch wurde viel weniger und viel kleinere Bohnen geerntet. Insgesamt hat das gewichtsmässig zu einem Ausfall in der Region von fast 50% geführt.
Fränzi: Wie hoch ist der „farm-gate“-Preis für getrocknete Kakaobohnen, also direkt bei den Produzent:innen auf dem Feld, aktuell in Lachua, Guatemala?
Erick: Das allgemeine Preisniveau in der Region liegt bei 7.50-8 US-Dollar pro kg getrocknete Kakaobohnen (nicht bio). Zum Vergleich; im 2022 lag er bei ungefähr 3.24 US-Dollar pro kg. Wir von der Finca Ana Maria exportieren unseren Specialty Kakao selbst und bringen ihn direkt im Container zum Hafen. So generieren wir zusätzlich ca. 20-30% Wertschöpfung. Wir erhalten aktuell zwischen 9.00 US-Dollar (Ana Maria) und 10.50 US-Dollar (Bright Beans) für unseren Kakao.
Fränzi: Dann kompensieren die höheren Kakaopreise nur einen Teil des Ausfalls für die Farmer:innen in Guatemala?
Erick: Ja genau, die Preise sind zwar hoch, aber die Ausfälle durch die Trockenheit noch höher.
Fränzi: Habt ihr auf der Finca Ana Maria auch nur 50% der erwarteten Kakaomenge ernten können?
Erick: Finca Ana Maria liegt direkt neben dem Fluss Rio Negro, wir hatten Glück. Aber auch wir haben kleinere Früchte und kleinere Kakaobohnen und dadurch natürlich weniger Menge geerntet. Für die kommende Ernte werden wir ein Bewässerungssystem installieren. Das ist zwar eine Investition, aber für die kommenden Jahre wahrscheinlich eine Bedingung, um weiter Kakao ernten zu können.